Klettern 2.0

Ein Blog über meine Erlebnisse beim Klettern an Fels und Plastik taugt doch jedem: Der Nachwelt (wenn ich mal runterfalle), allen Interessierten am Klettern (die sich vielleicht in dem einen oder anderen wiederfinden) und natürlich vor allem mir selbst (hilft gegen das Vergessen).


Sonne, Sonne und Felsakustik

Wieder im Ith (14.-16. Juli)

Erneut ist die Chaostruppe in Richtung Weser Leine Bergland unterwegs. Diesmal ab Freitagabend und ohne "Bergführer Manu". Wenn das mal gut geht. :)
Hatte zuerst etwas Bedenken Manu nicht mitzunehmen, aber Michi konnte ihn per Handy nicht erreichen und auf der anderen Seite fahre ich und wenn jemand mit will, dann soll er sich halt melden, bzw. fragen, ob ich fahre. Hab' gestern mit Manu telefoniert und der sah das alles entspannt und war eh an der See.

Tag 1

Also Freitag gegen 17.00 Uhr hier los und mit Einkaufen wohl so gegen 20.00 Uhr am Zeltplatz. Zuerst wollten wir noch klettern, aber dann haben wir doch eine Grillsession mit Bier und Wüstchen vorgezogen. Achja, mein neues Zelt. Easy im Aufbau und geräumig wie eine Villa. Das Vorzelt kann ich noch untervermieten. Hab' sogar die Nacht im Zelt verbracht, da ich es erstens ja einweihen mußte und zweitens war's auch recht frisch draußen.

Tag 2

Am Samstag früh bin ich als erster aufgestanden und hab' mir erstmal in der lauen Morgensonne einen Kaffee auf Michis Kocher gemacht. Zu dem Kocher muß man eigentlich auch noch kurz was schreiben oder vielleicht einfach beschreiben: Etwa 40x30x8 cm, ca. 2kg schwer, verpackt in einem schwarzen Plasikkoffer (wie für einen Akkuschrauber), nutzt so proprietaere Gaskatuschen, die aussehen wie Spraydosen, aber funktioniert wie ne Eins. Aber die Optik... Wir haben gut gelacht...Hab' leider kein Bild.

Nach gutem Frühstück hat sich dann die Chaostruppe in Richtung Felsen in Bewegung gesetzt. Ohne einen eigenen Kletterführer. Also erstmal zum Haderturm, den kennen wir ja. Da wollten wir zum Anfang ein paar leichte Touren machen und die West-Kante (5+).
Da ich mir für diesen Wochendende meinen ersten Ith-Vorstieg vorgenommen hatte, sollte es lieber gleich sein, bevor ich es mir noch anders überlege. Also habe ich mich mit Material eingedeckt und bin von Michi gesichert in die NW-Verschneidung (4) eingestiegen. Die Tour hat sogar zwei(?) Bohrhaken auf ihren gut 20 Metern. Ein Klemmkeil steckt da auch noch dauerhaft drin und ich hab' noch ein paar weitere dazugelegt. Hat alles prima geklappt für meinen ersten Ith-Vorstieg. Michi hab ich dann vom Felskopf aus nachgeholt.

Derweil haben sich Anke und Benedikt die West-Kante hochgequält. Für eine 5+ war die wohl recht hart. Zumindest hörte ich Benedikt doch einige Male fluchen. Auf dem Felskopf angekommen, haben wir uns wie immer erstmal eine Pause in der Sonne gegönnt.
Immerwieder schön da oben.

Danach bin ich noch eine Tour auf der Ostseite vom Haderturm vorgestiegen. Müßte die Rechte O-Wand (5-) gewesen sein, aber ohne Kletterführer ist das alles nicht so einfach. Bei diesem Vorstieg hab ich mich viel schwerer getan, als beim ersten. Das lag' aber vielleicht auch daran, dass kurz nach dem Einstieg eine Querung nach einem "solala" Klemmkeil anstand. Das fühlte sich nicht so super an, aber ich habe meinem Kletterkönnen vertraut und diese eigentlich nicht wirklich schwere Stelle überklettert. Direkt danach konnte ich auch gleich wieder einen Keil platzieren, sodass nach dem "Klick!" vom Schnapper der Exe sich der Puls auch wieder beruhigen konnte. Der Rest war dann easy und ich habe Michi wieder nachgeholt.

Danach haben wir uns noch alle an der Fingeraufrollende (6+) versucht. Benedikt ist sie irgendwie so mit Ach und Krach im Vorstieg hochgeturnt und ich mußte erneut feststellen, dass 6+ draußen noch nicht mein Grad ist. Immerhin habe ich den Einstieg geschafft, aber der dann folgende Zug, angeblich die Crux, über ein Zweifingerloch rechts irgendwie links hoch (-schappen?) war nicht so ganz mein Ding. Die Pfoten taten mir auf jeden Fall danach weh, sodass der Name Programm war. Es haben sich alle etwas schwer mit der Tour getan, aber Anke und Michi haben es immerhin im Toprope geschafft.

Später sind wir zum Wechselstein aufgebrochen. Einem großen Felsen, der, wie der Name schon sagt, eine riesige Verschneidung bietet, die in der Mitte einmal von rechts nach links "umklappt". Der absolute Ith-Klassiker Wechselverschneidung (6+) soll angeblich schönste Kletterei bieten. Mir bot sie einen Einstiegsboulder, der mir die Arme langzog und mich immerwieder abwarf, wie ein widerspenstiger Esel. Irgendwie hab' ich es einfach noch nicht mit den sechsplussen im Ith, aber meine Ausrede wäre, dass ich meine Kraft schon an der Fingeraufrollende gelassen habe, denn der Einstieg hier sah echt machbar aus. Nächstes Mal nehm ich mir ne Leiter mit, denn die schöne Kletterei soll angeblich erst nach dem Einstieg beginnen. Tolle Wurst! ;)

Während Benedikt und ich in der Wechselverschneidung herumtollten, versuchte sich Michi im Vorstieg durch die spärlich abzusichernde West-Kante (5+) am selben Fels. Nachdem er wiederholt weit über der letzten Zwischensicherung nichts legen konnte und ihm, wie man so schön sagt "der Stift ging", brach er den Versuch ab und ließ sich über einen Klemmkeil(!) ab. Insgesamt war er nach der ganzen Aktion auf jeden Fall ziemlich beeindruckt und taufte für sich die Tour in Suizid um. Später hat Benedikt das ganze Material noch aus der Wand geholt und ein paar hübsche Fotos von oben in die Wechselverschneidung gemacht.



Im übrigen hatte man den Eindruck, dass das ganze KLZ aus Hamburg im Ith ist. Andauernd ist man einem bekannten Gesicht begegnet.

Abends gab's dann auf dem Zeltplatz originale Grillwürstchen vom Schlachter aus dem Nachbardorf. Hab' noch nie so leckere Grillwürstchen gegessen! Für alle Interessierten: Die gab's an der Tankstelle in Eschershausen zu kaufen. :) Der Abend wurde noch recht lang, denn die Grillrunde wurde von Chris, Heiko und Tobi erweitert und da gab's doch viel zu beschnacken.


Tag 3

Ich wurde wach, weil irgendwer vor meinem Zelt mit Geschirr herumgeklimpert hat. Das war auch gut so, denn mein Zelt - oder besser mein Backofen - hatte schon zu dieser frühen Stunde gut vorgeheizt. Ergo hab' ich mich schnell aus dem Zelt auf die Isomatte zu Chris begeben, der am frühstückmachen war. Später bin ich dann mit ihm und Heiko Richtung Felsen gestartet, da die anderen entweder noch unfit waren oder länger für das Frühstück brauchten.

Wir drei sind erstmal zum Pilzstein gegangen, an dem Chris Hang or Hang not (8-) geklettert ist. Heiko und ich haben beschlossen, dass das nicht genau das richtige zum morgendlichen Aufwärmen im Wald sei und Heiko ist deshalb eine 4-irgendwas links von "Hang or Hang not" clean gegangen. Ich wollte die eigentlich zuerst im Toprope machen, hab dann aber einen Vorstieg mit Toprope Hintersicherung gemacht und hab' Keile und Schlingen gelegt, was das Zeug hält.

Benedikt, der inzwischen eingetroffen war und mich sicherte, gähnte eigentlich permanent. Mir war nicht klar, ob er so müde - oder ich so langsam war. Auf jeden Fall hat es super Laune gemacht ganz "Kopf-frei" die Keile zu platzieren. Weiter oben hat mich dann Chris in die Vorstiegssicherung genommen und ich bin drei mal in einen Klemmkeil gesprungen, um das mal zu spühren. Schon irgendwie komisch, aber hat alles super gehalten. Die ganze Aktion hat mir in Sachen Keilchen echt einiges an mehr Vertrauen aufgebaut.

Danach ist Benedikt die Tour auch nochmal gegangen und hat für die Nachzügler Anke+Michi ein Toprope eingerichtet. Leider hat er dann nach dem Ablassen gleich in gewohnter Manier das Seil abgezogen, sodass es nix war mit Toprope und Michi im Vorstieg da hoch ist. Anke hat dann verzichtet, weil noch zwei andere Kletterer die Tour machen wollten und wir sie nicht noch länger warten lassen wollten.

Weiter gings zurück zum Kamel, dem Wahrzeichen im Ith. Ein 30m hoher Fels, der - wer hätte es gedacht - aussieht wie ein Kamel, mit Höcker und Kopf.

Schon ein imposanter Klotz mit diesen zwei großen Dächern. Ganz oben unter dem Kopf waren gerade Tobi und Chris in der Dachverschneidung (8/8+) dabei ihre Nerven zu ruinieren. Das sah von unten schon echt spannend aus. Oben in 30m Höhe war's wohl mindestens genauso. Auf jeden Fall fragte mich Chris danach, ob ich sein Kletterzeugs kaufen will, denn er wolle ab jetzt nur noch in Bodennähe bouldern... ;)

Wir waren zum Kamel gegangen, weil alle unbedingt die super abgesicherte Sweet Sixty (6+) klettern wollten. Mit den ganzen Bohrhaken in der Route kann man im Ith normalerweise mindestens fünf Touren einrichten. Ich habe Benedikt gesichert und er hat sich die Tour hochgequält. Die Crux hat ihm diesmal mehr Schwierigkeiten bereitet, als bei seinem ersten Versuch in der Tour vor ein paar Wochen. Trotzdem ist er irgendwann oben auf dem Kamelkopf angekommen und hat sich von da dann den ganzen Tag nicht mehr wegbewegt.

Da auch ein Finn dazu lernt, habe ich diese 6+ gar nicht erst probiert, nachdem Benedikt da schon so Probleme hatte. Dafür hab' ich mich an West-Kante (5+) versucht in der Michi ein Toprope eingerichtet hatte. Diese eigentlich bisher für mich schönste Kletterei im Ith wurde leider durch ein - nennen wir es mal "Kommunikationsproblem mit dem Felskopf" vor und nach der Tour überschattet. Problem hier war, dass wir unten einfach nicht verstanden haben, was Anke und Benedikt oben auf dem Felskopf an Seilkommandos gegeben haben. Und da kurzfristig unklar war, ob das Toprope noch drin ist, hab' ich mich geweigert in die Tour einzusteigen bevor die mir oben nicht eindeutig bestätigt haben, dass das Seil in den zwei Karabinern am Umlenker hängt. Dazu kam, dass sich auch noch eine Jugendgruppe lautschreiend am Kamelfuß befand, die immer genau dann rumbrüllten, wenn oben jemand etwas uns zugerufen hat.

Irgendwann war ich mir dann doch sicher, dass das Toprope noch sicher installiert ist und bin in die Tour eingestiegen. Michi, der mich nach dem ganzen Hin-und-her völlig entnervt gesichert hat, wollte nachkommen, so haben wir abgemacht. Die Kletterei war super schön. Weiter oben etwas rar an Henkeln, aber das darf in einer 5+ auch mal sein. Auf dem Kamelkopf angekommen wurde mir schnell klar, warum das mit der Kommunikation so schwer war. Dort waren ebenfalls ein Haufen Leute und zudem saßen Anke und Benedikt fast mittig und nicht an der Kante. Da funktioniert das mit den Schallwellen noch weniger. Naja, wie auch immer. Nun sollte Michi nachkommen. Irgendwer kam dann noch auf die Idee erstmal einen Rucksack mit Essen und Trinken an dem anderen Seil, was noch in der Sweet Sixty hing, hochzuziehen.
Dieses Vorhaben nun Michi mitzuteilen war nahezu unmöglich. Auf jeden Fall hat er wohl noch einen Rucksack angeknotet und wollte dann an meiner Seite nachkommen, jedoch hab' ich keines seiner anscheinend zahlreichen "Seil ein!" Kommandos gehört. Echte Scheisse. Auf einmal tauchte er dann etwas rechts von uns im unten Wald auf, sah' mich da sitzen, winkte nur ab und rief, er wolle nun zum Zeltplatz. Das hat er sich dann aber nochmal anders überlegt und ist von hinten auf den Kamelkopf free-solo :) geklettet. Der war vielleicht sauer, als er bei uns war.

Dann gab's die mega Diskussion über Seilkommandos und Akustik aus der wir eigentlich dann später, als die Gemüter wieder etwas abgekühlt waren, einiges mitgenommen haben. Ich habe für meinen Teil gelernt, dass bei nicht-reagieren des Gegenübers das laute Rufen des Namens zusammen mit dem Seilkommando hilfreich ist. Außerdem sollte man seinen Arsch zum Rand des Felsen bewegen, wenn man mit jemanden unten kommuniziert und zuletzt sollten die Seilkommandos vorher nochmal durchgegangen werden, wenn man so eine wild zusammengewürfelte Truppe ist.

Achja, und sagt man nun "Seil frei!", wenn man sich oben aus dem Toprope ausgebunden hat oder nicht? Ich weiß es bis heute nicht.

Zum Abschluß des Tages haben sich Anke und Michi noch in der Sweet Sixty mehr oder weniger erfolgreich versucht während ich immer wieder an einem Zug in meinem Kamel-Traversen-Boulder unten am Kamelfuß rausgefallen bin. Macht aber Laune da unten am Kamel zu bouldern, wenn sonst keine Leute da rumstehen.

Ansonsten war nix weiter los. Heimfahrt über Stillhorn-Stapelfeld-Rahlstedt-Pauli-Altona und alle waren im Bett.

Mein Fazit zum Wochenende fällt ähnlich wie letzte Woche aus. Verplante und launige Menschen sind schwierig, aber meine Toleranz konnte noch gegenhalten. Die Situation auf dem Kamelkopf war allerdings echt grenzwertig, denn selbst wenn es so Probleme mit der Kommunikation gab, kann man das auch etwas objektiver und ruhiger klären. Hätte das Seil, an dem ich hing, eine Mittemarkierung gehabt und wäre das Wetter und der Ausblick nicht so schön gewesen, wär' ich sofort abgeseilt, aber so mußte ich mir die ganze Diskussion geben bis ich meine Abseile hatte. Nene, das muß besser werden, sonst fahr' ich nur noch "alleine" darunter.

Trotzdem wars unter'm Strich ein schönes Wochenende, bei dem der Spaß noch die Überhand über den Stress hatte. Achja, und ich werde nächstes Mal noch ein Bärenkostüm mitnehmen, um todesnervende Kinder vom Wandfuß zu verjagen. Echt schlimm, aber man ist ja so kinderlieb! *jaul*

Letztlich würde ich gerne die Gewichtung von Spaß zu Stress gegen 100:0 laufen lassen. Stress und Klettern passen in meiner Welt nicht zusammen.

Seil aus! Toprope nicht angefasst und zugeschraubt und hübsch angemalt und überhaupt.... WAS SAGST DU ICH VERSTEH' NIX????


..: Mehr Bilder vom Wochenende :..

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