
Die Anfahrt durch die Hügel versprach schon am Samstagmorgen eine Luftfeuchtigkeit nahe der 100%. Der Ith versteckte sich in einer Wolken- und Nebelwand, wie in einer Waschküche. Nachdem wir uns dreimal die Augen gerieben hatten, mussten wir leider feststellen, dass es nicht die Müdigkeit war, die diese Sinneswahrnehmung hervorgerufen hatte, sondern wohl eher doch die physikalischen Gesetze des Wetters.
Soweit wir denZeltplatz überblickten (bin mir nicht ganz sicher, ob Nebelscheinwerfer an Helmen gesichtet worden sind), stellten wir zufrieden fest, dass sich die meisten anderen Kletterer entweder irgendwo im Nebel versteckten oder schlichtweg noch nicht da waren. Schon auf der Hinfahrt hatten wir beschlossen am Samstag den Bisperoder Klippen einen Besuch abzustatten, da wir alle drei diese in den letzten Jahren immernoch nicht gesehen hatten. Gesagt getan, nach einem kurzen Zeltaufbaustop sind wir auch gleich gen Bisperode gefahren.
Der Zustieg über den Forstweg gestaltete sich als recht langweilig und eintönig. Umso schneller war der Ith-Turm erklettert, der am Ende des Weges für Abwechslung sorgte. Die Aussicht war erneut und auch zu dieser fortgeschrittenen Tageszeit noch etwa so, wie durch eine beschlagene Brille nach einem feucht-fröhligen Vorabend. Aber trotzdem war's schön. Man nimmt ja gern, was einem gegeben wird.

Da ich vor dem Wochenende in meinem jugendlichen Leichtsinn erwähnt hatte, dass ich alles vorsteigen will und es mittlerweile schon eine ungeschriebe Regeln ist, dass ich meist die erste Tour des Tages klettere, war es auch am Samstag an mir, den Spechtstein zu erobern. Da wir feststellten, dass die angepeilte Tour gar nicht im Kletterführer verzeichnet ist, war die Sache gleich doppelt spannend. Die durchaus lohnende, recht einfache Kletterei im unteren 6ten Grad in der Berührungsangst wurde von uns später auf UIAA 6- geschätzt. Die Bewertung der Erstbegeher mit glatt 6 ist vertretbar, aber die 6er Stelle hab ich nicht gefunden, zudem ist die Tour gut absicherbar - und mit 3 Haken auch großzügig eingebohrt ist.

Der Rest des Samstags ist mit drei Wörtern eigentlich schon auf den Punkt gebracht:
Eine schöne Wanderung! Auf der Suche nach weiteren, schönen Touren sind wir viel im wunderschönen Wald von Bisperode gelaufen, haben einen Mountainbiker (respekt!) und ein halb-nacktes Pärchen (ahhjaa, sorry dafür...!) getroffen und die Wege gesucht. Die Wanderung endete dort, wo der Tag begann: Am Friedensstein. Dort versuchten wir uns am Individualistenweg den Jan zunächst locker anging, allerdings verließen ihn dann die individuellen Ideen, um irgendwo zwischen den Bolts eine Lösung zu finden. Sehr interessantes Problem, was ich mir allerdings geschenkt habe, nachdem Jan da schon nicht weiterkam. Das gleiche galt dann für Vandetta, die Jan nach'm ersten Haken immerwieder aus der Wand spuckte. Irgendwie war es nicht so richtig sein Tag. Etwas demotiviert und müde vom Tag und der langen Wanderung haben wir dann noch etwas einer anderen Seilschaft zugeschaut und sind dann zum Auto gelaufen.
Insgesamt ist Bisperode ein wirklich schönes Fleckchen Erde. Zum Klettern muss man schon wissen, wo die schöneren Ecken sind, denn insgesamt ist es dort doch schon sehr grün und wir wollen ja nicht die armen Gänseblümchen vom Fels rupfen, nur um irgendwo einen Keil versenken zu können...
Abends gab's dann noch in Reihenfolge Bier, Nudeln, Bier, Würstchen, Bier und Regen...
Ich würde schätzen, dass es wohl so bis ca. 1:00 Uhr geregnet hat. Am nächsten Morgen war wieder Waschküche angesagt, nur noch etwas wärmer. Wir hatten schon wegen evtl. nassem Fels mit alternativen Plänen herumgespielt, als dann doch endlich Petrus mal den Heizstrahler richtig aufgerissen hat und siehe da, es war auf einmal nur noch feucht und noch heißer... aber immerhin war die "Beschlagene-Brillen-Sicht" nicht mehr da. Nachdem Horden von behelmten Kletterern im Wald von Lüerdissen verschwanden und wir zudem den Wänden in Holzen eine erhöhte Geschwindigkeit beim Trocknen zusprachen, sind wir eben dorthin gefahren, als wie zuerst geplant in Lüerdissen zu bleiben. Wir waren nicht die einzigen in Holzen, aber es war ok.
Begonnen haben wir mit der Sternschnuppe, die ganz schön an den Unterarmen zerrte. Ist halt schwierig, wenn sonst schon viele leichtere Routen, die zum einklettern taugen, belegt sind. Jan hat schließlich ein Seil oben gehabt und Claudi und ich sind am zahmen Ende hinterher gejuckelt. Ich war so begeistert von der Kletterei, dass ich die Tour fast doch noch vorgestiegen wäre. Allerdings hat mich die Crux direkt vorm dritten und doch ein recht weites Stück über- und vorallem links vom zweiten Haken zurückgehalten. Zusammen mit der Kante links erschien mir ein Abschmieren an der Stelle doch etwas schmerzhaft und so konnte ich der Sternschnuppe nur eine "freie" Topropebegehung abringen. Immerhin!
Später versuchte sich Jan noch am Fernsteuerweg, der allerdings doch recht feucht war und bei Jan für wenig gute Laune sorgte. Die danach angegangene, sehr anspruchsvolle Direttissima endete am Keil nach dem zweiten Haken. Frustriert und um die Erkenntnis reicher, dass es sich mit besseren Frühstück auch meist besser klettert verkündete Jan lautstark das Ende des Kletterwochenendes für ihn.

Diese schöne Begehung hat zumindest mein Wochenende perfekt abgerundet. Es war halt bei einigen Dingen etwas zu viel des Guten: Zu warm, zu feucht, zu viel wandern, zu grün, zuviele Brennnesseln... aber insgesamt wiedermal super viel Spaß gehabt!
Feucht aus!
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