Klettern 2.0

Ein Blog über meine Erlebnisse beim Klettern an Fels und Plastik taugt doch jedem: Der Nachwelt (wenn ich mal runterfalle), allen Interessierten am Klettern (die sich vielleicht in dem einen oder anderen wiederfinden) und natürlich vor allem mir selbst (hilft gegen das Vergessen).


Vier Nupsis* auf weiter Fahrt

*Der/Die/Das Nupsi


Mal wieder im Ith (29.-30. Juli)

Am vergangenen Wochenende ging es wieder Richtung Süden in den Ith. Diesmal in einer neuen Gruppenzusammenstellung. Mit von der Partie waren der "Papst Benedikt", "Leo the Felsneuling" und dem Klettern noch nicht so ganz verfallene Birgi, gesprochen "Birschiii" :-). Wir starteten am Samstagmorgen gegen 9.00 Uhr, nachdem Leo und Benedikt eingesammelt waren. Die Hinfahrt, der Einkauf und der Aufbau der Zelte, sowie ein zweites Frühstück war bis etwa 12:00 Uhr erledigt. Danach ging's los Richtung Fels. Eigentlich sollte es zuerst der Pfaffenstein für unsere Felsneulinge werden, aber nach etwas Hin-und-Hergewander fanden wir uns am Zwilling wieder.

Dort sollte es dann die NW-Wand (5) werden. Die Tour war mit ihren zwei Haken eigentlich recht gut ausgestattet, aber Keile und Schlingen waren trotzdem nötig. Die untere Platte war zunächst kein Problem. Ein Keilchen hier, ein Keilchen dort und schon war der erste Haken geklinkt. Danach wurde etwas links weiter in die Verschneidung geklettert und ein Keil gelegt. Irgendwie war mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewußt, dass ich ja ganz links über diese Nase queren muss, um den zweiten Haken zu erreichen und so bin ich weiter der alten Linie folgend weiter hoch in den Riss geklettert.

Dort oben auf dem Band angekommen, wurde mir von unten unmissverständlich klargemacht, dass ich da falsch bin - zumindest, wenn ich den Haken etwa 3 Meter links von mir erreichen will und nicht clean weiterklettern möchte. Da Abklettern nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen zählt, hab' ich lieber oben noch eine Schlinge um einen Felsbrocken gelegt und bin erst dann abgeklettert, um festzustellen, dass die Querung nach links über die Nase eine super schöne Kletterei darstellt. Der Rest ist schnell erzählt: Zweiten Haken geklinkt, zurückgeklettert zur Schlinge und diese entfernt - der Seilreibung zuliebe, dann wieder abgekletterst, um die Nase rum und die letzten Meter schöne Kletterei bis zum Umlenker genossen. Dort ein Toprope installiert und ab gings nach unten, um den Adrenalinspiegel wieder zu senken. Was lernen wir daraus? Ein einfacher Vorstieg kann schon echt spannend werden, wenn man sich verklettert.

Danach sind Benedikt und Leo geklettert und haben es sich auf dem Felskopf gemütlich gemacht. Zuletzt war es an Birgi Kontakt mit dem Fels aufzunehmen. Eigentlich war die Tour viel zu schwer für sie, aber einfach mal probieren wie weit es geht war die Devise. Für ihren ersten Felskontakt und ihre erste 5 überhaupt klappte die ganze Aktion super gut. Erst das kleine Dach neben der Nase bremste sie bei ihrem Aufstieg ein. Für das erste Mal am Fels und das dritte Mal klettern überhaupt eine super Leistung.

Inzwischen waren auch Wolfgang mit Begleitung eingetroffen und ich ließ mich von ihm sichern, um die Tour nochmal "richtig" im Toprope zu klettern. Oben angekommen habe ich ihn nachgeholt und erstmal den Ausblick vom Felskopf genossen. Schade das Birgi das nicht erleben konnte - naja, nächstes Mal! Eigentlich wollten wir noch eine zweite Tour am Zwilling machen, aber es war einfach zu viel los und wir wollten nicht warten.

Da Leo noch auf seinen ersten Vorstieg im Ith wartete, gingen wir zurück zum Pfaffenstein und trafen auf eine leere Talseite (4-), sodass wir Leo mit Equipment schmückten, wie einen Weihnachtsbaum und in die Tour Richtung Felskopf schoben. Die Tour stelle für ihn kein Problem dar. Er instalierte ein Toprope und kam dann wieder runter.
Schade war nur, dass Birgi den Einstieg zu dieser Tour nicht geschafft hat, obwohl der Rest der Route wirklich sehr einfach ist. Jedoch war der Einstieg für sie eine zu große Hürde, nachdem die meiste Kraft am Zwilling verbraucht worden ist.

Leo und Benedikt sind derweil Richtung Mauselochturm gegangen und ich hab' noch schnell das Toprope am Pfaffenstein wieder abgebaut. Danach wurden alle Sachen verstaut und wir sind den anderen zum Mauslochturm gefolgt. Dort hat sich gerade Benedikt in der Rechten Kante (6+) erfolgreich versucht. Leo und ich haben die leider sehr kurze Route danach beide im Toprope gemacht. Leicht überhängendes Löchersuchen war da angesagt. Wenn die richtigen Löcher gefunden waren, fand ich es schon fast zu einfach für diesen Schwierigkeitsgrad.

Das war's für den Samstag. Nach dieser Tour ging es zurück zu den Zelten und es gab' das wohl beste Pesto mit Nudeln, was ich in meinem Leben je gegessen habe. Das war so lecker, dass am gegrillen Fleisch kaum Interesse bestand. Später kamen Basti und Jan dazu und es wurde noch im Schein der angeblich mückenschreckenden, aber eigentlich nur ziemlich penetrant stinkenden Duftkerze über das Erlebte und das Zukünftige bei einem Glas(?) Wein diskutiert.


Die Nacht


Schade, dass ich nicht über die zeichnerischen Fähigkeiten eines Erbse verfüge, denn sonst würde ich zu dieser Nacht sicher ein nettes Bild zeichnen können, welches dann aber vermutlich wegen seiner Gewaltdarstellung zensiert werden müßte. Da ich also nicht zeichnen kann, bleibt mir an dieser Stelle nur die textuelle Andeutung einer Nacht, in der ein Kletterer auf dem Zeltplatz im Ith fast so wahnsinnig geworden wäre, dass er beinahe das im stundenrythmus schreiende Kind im Nachbarzelt auf seine ganz eigene Art und Weise zur Ruhe überredet hätte.


Tag 2

7.30 Uhr morgens, k(l)eine Augen - man hab' ich vielleicht bescheiden geschlafen, wenn ich denn mal überhaupt geschlafen habe!! Dafür konnte Leo mit einem Kaffee der besonders leckeren Art entschädigen. Nach einem recht ausgiebigen Frühstück sind wir irgendwann Richtung Felsen gestartet.

Wir waren mal wieder zu langsam oder anders formuliert: Wir haben viel Wert auf einen kulinarisch ausgiebigen Start in den Tag gelegt, sodass schon wieder die gewünschten Touren alle besetzt waren.

Also wurde beschlossen sich an der sehr entspannten Vorbau-Talseite (3-) am Pilzstein zu vergnügen. Hier stellten wir fest, dass meine ganzen Hexentrics fehlten. Auch die Suche am Zwilling, wo wir sie wohl am Vorabend vergessen hatten, blieb ohne Erfolg.

Da ich diese Tour schon kannte, hab' ich flink ein Toprope installiert, sodass Leo und Benedikt sich kurz (lau-)warmklettern konnten. Hierbei ist zu dem rechtsstehenden Foto anzumerken, dass ich mich natürlich nicht an dem Baum festgehalten habe(!), sondern im Moment der Aufnahme lediglich eine Festigkeitsbeurteilung dieser möglichen Zwischensicherung durchführe! ;)

Leo und Benedikt sind danach zum Kamel aufgebrochen, während Birgi sich der Herrausforderung 3- stellte und dieser auch gewachsen war. Glückwunsch und Hurra! Die erste Route komplett durchstiegen - "Ja, bis da ganz nach oben!"


Nach diesem Erfolg haben wir zusammengepackt und sind den anderen zum Kamel gefolgt, wo wir auch wieder auf Basti und Jan trafen. Benedikt hatte gerade einen schönen Abflug in der Sweet Sixty hingelegt und hing im Seil - war leider nix mit einem sauberen Durchstieg.
Ich beschloss mit Birgi von hinten auf das Kamel zu klettern, damit sie auch einmal in den Genuß eines Felskopfes kommen konnte. Der Aufstieg war unproblematisch und irgendwann fanden wir uns alle auf dem Kamelkopf ein. Benedikt und Leo wollten sich unbedingt von der ausgesetzten Spitze des Kameldaches abseilen. Ich war mir noch nicht so sicher, ob ich das wohl auch wollen würde...

Nachdem wir die schöne Aussicht genossen hatten, hab' ich Birgi wieder abgelassen, während Benedikt und Leo vorn am Dach abseilten. So ganz einfach war das Ablassen von Birgi nicht, denn für einen Kletterneuling ist es schon eine recht große Herausforderung seinen Hintern über die 27 Meter Kante des Kamels zu bewegen. Aber nach einigem guten Zureden und Hin und Her hatte die Birgi auch wieder sicheren Boden unter den Füßen. Ich verblieb ganz alleine oben auf dem Kamel mit der Frage, wo ich mich nun abseilen sollte. Aber dank der vorangegangenen Aktion mit Birgi waren mir alle objektiven Argumente für die solide Sicherungssituation derart präsent, dass ich völlig frei im Kopf alles zusammenpackte, mich am Dach über die Kante wuchtete und abseilte, als wenn ich den ganzen Tag nichts anderes machen würde.
Das hat vielleicht Spaß gemacht!!!

Unten angekommen hab' ich Benedikt in einer 7(?) rechts neben der Sweet Sixty gesichert, die er mit einigen Hängern letztlich doch recht souverän hochgekommen ist. Danach hat er für Leo und mich auf der anderen Seite des Kamels ein Toprope in der W-Kante (5+) installiert. Vielleicht mach' ich die nächstes mal im Vorstieg, allerdings bin ich schon von den wenigen und dann noch teilweise unzuverlässigen (dünne Sanduhr) Sicherungsmöglichkeiten beeindruckt. Naja, mal sehen. Wenn ich mir ein paar Friends leisten sollte, hab' ich auf jeden Fall eine Idee, wie ich die Schlüsselstelle absichern könnte.

Nach dem wir uns alle am Kamel ausgetobt hatten, ging es zusammen mit Basti und Jan zum Twägerstein. Dort wollte Jan noch etwas schwereres Klettern und Benedikt hat sich die S-Kante (6-) ausgesucht. Allerdings waren wir später alle der Meinung, dass die Route schwerer als 6- war. Benedikt hatte echte Probleme nach dem zweiten Haken, weil er die Linksquerung verpasste. Erst nach sehr wackligem Abklettern konnte er auf das Band zum dritten Haken steigen.

Von da aus hat er Leo und mich nachgeholt. Dieser erste Teil der Tour war das Härteste, was ich bisher im Ith geklettert bin. Zumindest subjektiv gefühlt. Ich war gut ausgepumpt, als ich auf dem Band von einem grinsenden Benedikt empfangen wurde. O-Ton: "Dich hab' ich ja schon keuchen hören lange bevor ich Dich sah'." Jaja, war halt anstrengend! :-P
Eigentlich wollten wir von dem Stand noch eine zweite Seillänge nach oben klettern, aber ein Gewitter zog auf und wir haben in Windeseile abgeseilt und sind zurück zum Zeltplatz gehastet. Diesmal wollten wir ja nicht wieder zu den Popels (siehe Felsen, Sonne und Gewitter) gehören.

Das Timing war perfekt. Zwar konnten wir vor dem Platzregen nicht mehr die Zelte abbauen, aber zumindest wurden wir nicht nass. Dazu kam zu unser aller Freunde, dass meine verloren geglaubten Hexentrics am Waschhaus an einem Nagel baumelten. Dank an die ehrlichen Finder.
Benedikt, Basti und Jan, die noch weitere Tage im Ith bleiben wollten, fuhren nach dem Gewitter zum See, um etwas zu schwimmen. Währendessen haben wir unsere Zelte und anderen Sachen zusammengepackt und das Auto gen Hamburg gesteuert.

Insgesamt war das mein bisher schönstes Wochenende im Ith. Klettermäßig hab' ich endlich (im Toprope) auch im Fels die eine oder andere 6/6+ geschafft und eine kopfmäßig etwas heikle Situation im Vorstieg recht gut gemeistert. Das gibt Kraft. Dazu kam, dass die Stimmung die ganze Zeit über super war. Zumindest hab' ich das so empfunden. Etwas Bedenken hatte ich bei Benedikt, der sich sicher hin und wieder etwas gelangweilt hat, was die Routenwahl anging, aber er hat auch auf mehrmaliges Nachfragen immer versichert, dass alles prima sei, sodass ich mir wahrscheinlich umsonst einen Kopf gemacht habe. Außerdem konnte er sich ja noch die Tage nach dem Wochenende mit Basti und Jan noch so richtig austoben. Hoffe ich zumindest (Stichwort Wetter)...

Damit endet das Nupsi hier. War auf jeden Fall ein super schönes Nupsi-Wochenende und es riecht stark nach Wiederholung!

Seil aus!



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